Schutz von Produktionssystemen vor Ransomware: 
Warum OT-Security jetzt entscheidend ist

Nach aktuellen Berichten internationaler Sicherheitsbehörden und CERTs wurden in den letzten Monaten weltweit über 40 dokumentierte Ransomware-Angriffe auf industrielle OT-Systeme bekannt. Darunter waren unter anderem

  • Energieversorger in Nordamerika und Europa
  • Pharmahersteller mit globaler Produktion
  • Lebensmittelverarbeiter und Wasserwerke
  • Zulieferer der Automobilindustrie

In mehreren Fällen kam es zu erheblichen Beeinträchtigungen des Produktionsbetriebes, teilweise über mehrere Tage. Betroffen waren insbesondere Engineering-Stationen, SCADA-Server, HMI-Projekte sowie zentral gespeicherte Automatisierungsdaten.

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Typische Angriffsmuster 
auf OT-Systeme

Viele Angriffe auf die OT-Infrastruktur folgen einem wiederkehrenden Muster: 

  • Initialer Zugriff über IT-Schwachstellen, z.B. durch Phishing, VPN-Exploits oder veraltete Serverdienste.
  • Laterale Bewegung durch schlecht segmentierte Netzwerke.
  • Zugriff auf Engineering-Systeme oder zentrale Fileshares, auf denen produktionsnahe Daten liegen.
  • Verschlüsselung oder Löschung von Projektdateien (z.B. SPS-Programme, SCADA-Konfigurationen, Rezepturdaten).

Viele der dokumentierten Vorfälle nutzen bekannte, aber ungepatchte Schwachstellen aus - oft in Systemen, die seit Jahren im Einsatz sind und deren Sicherheitsstatus nie systematisch überprüft wurde.

Produktion Pakete Produktion Pakete

Was dieser Ransomware-Fall 
über OT-Schwachstellen verrät

Anfang 2024 wurde ein großer Lebensmittelhersteller in Nordamerika Opfer eines gezielten Ransomware-Angriffs. Die Angreifer verschafften sich Zugang über eine verwundbare IT-Infrastruktur und infizierten anschließend das Produktionsnetzwerk. Innerhalb kürzester Zeit waren zentrale Produktionssysteme verschlüsselt.

Die Folgen:

  • Ein dreiwöchiger Produktionsausfall.
  • Über 200 Mitarbeitende mussten vorübergehend freigestellt werden.
  • Aktuelle OT-Backups und Wiederanlaufpläne fehlten.

Der Vorfall zeigt typische Schwächen vieler Industrieunternehmen auf: mangelhafte Netzwerksegmentierung, veraltete Systeme sowie fehlende Backup- und Recovery-Prozesse für Automatisierungskomponenten.

Warum OT-Netzwerke 
besonders verwundbar sind

Produktionsnahe Systeme gelten nach wie vor als blinder Fleck in vielen Sicherheitsstrategien. Nicht selten bestehen die Anlagen aus historisch gewachsenen Systemlandschaften mit Komponenten verschiedener Hersteller, unterschiedlichen Softwareständen und veralteter Firmware.

In der Praxis fehlt häufig ein vollständiges Asset-Inventar - also eine zentrale Übersicht, welche Geräte mit welchen Versionen und Konfigurationen wo im Einsatz sind. Ohne diese Transparenz bleiben selbst bekannte Sicherheitslücken aus öffentlichen CVE-Datenbanken unentdeckt. Die Folge: Schwachstellen bleiben über Jahre bestehen - bis sie ausgenutzt werden.

Wer seine Infrastruktur nicht kennt, kann sie auch nicht schützen. Und wer kritische Schwachstellen nicht bewertet, erkennt deren Tragweite oft erst, wenn es zu spät ist.

Fünf Maßnahmen für 
bessere OT-Sicherheit

Aus den dokumentierten Angriffen lassen sich fünf zentrale Lehren ziehen: 

  1. Transparenz über Systeme und Daten schaffen
    Ohne ein vollständiges Bild der eingesetzten Systeme, Softwarestände und Zuständigkeiten ist keine effektive Reaktion auf Sicherheitsvorfälle möglich.
     
  2. Netzwerksegmentierung überdenken
    Viele Angriffe gelangen über die IT in die OT - durch falsch konfigurierte oder zu offene Übergänge. Eine physisch und logisch getrennte Netzwerkarchitektur ist Pflicht.
     
  3. Backups - ja, aber richtig
    Backups müssen automatisiert, regelmäßig, auditiert und zugriffsgeschützt sein. Insbesondere ist zu prüfen, ob Engineering-Projekte und Konfigurationen gesichert werden - nicht nur Produktionsdaten im klassischen Sinne.
     
  4. Änderungsmanagement einführen
    Wer Zugriff auf Automatisierungssysteme hat, muss kontrolliert und nachvollziehbar arbeiten. Die Protokollierung von Änderungen ist keine Bequemlichkeit - sondern ein Sicherheitsfaktor.
     
  5. Krisenreaktion vorbereiten
    Was passiert im OT-Fall? Wer übernimmt? Wo sind die sauberen Daten? Welche Systeme müssen als erstes wiederhergestellt werden? Der Notfall braucht einen Plan - keinen improvisierten Anruf beim Techniker.


Technische Transparenz, systematisches Schwachstellenmanagement und klare Notfallprozesse sind der Schlüssel zu einer resilienten Produktion. Wer heute in OT-Security investiert, schützt nicht nur seine Anlagen - er sichert auch die Zukunftsfähigkeit seines Unternehmens.