Stellen Sie sich Folgendes vor:

Die Produktionslinie steht still. Alle Bildschirme sind grün, es ertönt kein Alarm. Und doch passiert nichts. Stillstand.

In der Leitwarte hingegen herrscht Unruhe. Die Techniker rufen sich gegenseitig zu, klicken sich durch die HMI-Bildschirme und prüfen die Logs. Nichts. Kein offensichtlicher Fehler. Kein Hardwareproblem. Nur: Nichts läuft mehr.

Was wie ein seltener Ausnahmefall klingt, ist in vielen Industrieunternehmen längst Realität – ausgelöst durch digitale Angriffe auf Steuerungen, durch ungeklärte Änderungen an Systemständen oder schlicht durch eine Schwachstelle in der OT-Security, die niemand erkennen konnte.

Warum OT-Sicherheit kein 
IT-Problem mehr ist

In industriellen Steuerungssystemen gelten andere Regeln. Verfügbarkeit hat Vorrang vor Updates und viele Anlagen sind weder vernetzt noch aktualisierbar. Alte Steuerungen laufen zwar stabil, sind aber auch schutzlos.

Typische Risiken sind:

  • Scans können produktionskritische Geräte stören.
  • Kompatibilitätsprobleme verhindern Patches.
  • Remote Access ist aus Sicherheitsgründen deaktiviert.
  • Viele Assets sind nicht IP-basiert und bleiben unsichtbar.

Das Ergebnis? Ein trügerisches Sicherheitsgefühl bei gleichzeitig wachsender Bedrohungslage.

CVE-Management ist nur so gut 
wie die Asset-Datenlage

OT-Umgebungen verändern sich ständig. Maschinen werden nachgerüstet, Steuerungen ausgetauscht oder angepasst. Doch oft fehlt eine zentrale Dokumentation. Ohne aktuelle Datenbasis lassen sich CVEs kaum bewerten. Die entscheidende Frage ist nicht, wie viele Schwachstellen existieren, sondern welche davon wirklich kritisch sind und an welchen Stellen im System sie auftreten.

Asset Discovery als Voraussetzung 
für Risikobewertung

Ein umfassender Überblick über alle Assets ist essenziell. In der Praxis fehlen jedoch zentrale Plattformen, die herstellerübergreifend Transparenz ermöglichen.

Die Folgen fehlender Transparenz sind:

  • Fragmentiertes Schwachstellenmanagement
  • Reaktive statt proaktive Sicherheitsmaßnahmen
  • Fehlende Priorisierung bei begrenzten Ressourcen.

Erst automatisierte Discovery schafft eine belastbare Entscheidungsgrundlage für Security-Verantwortliche.

Legacy-Systeme kontrollieren, 
nicht ersetzen!

Der Austausch alter Steuerungen ist oft weder wirtschaftlich noch organisatorisch umsetzbar. Und doch stellen genau diese Systeme ein massives Risiko dar. Sie laufen außerhalb aktueller Sicherheitsstandards, lassen sich nicht patchen und sind tief in Produktionsprozesse integriert. Ein kompromittiertes Legacy-System kann zur Einflugschneise für gezielte Angriffe werden – oder selbst zum Kollateralschaden.

Sicherheitslücken gefährden nicht nur Daten, 
sondern auch Menschen

In OT-Umgebungen können Cyberangriffe reale, physische Auswirkungen haben: fehlerhafte Prozesssteuerung, Ausfall von Sicherheitssystemen und potenzielle Gefährdung von Mitarbeitenden.

Mögliche Konsequenzen:

  • Produktionsstillstand und wirtschaftliche Schäden
  • Regulatorische Sanktionen und Bußgelder
  • Vertrauensverlust bei Kunden und Partnern

OT-Security ist ein operatives Thema mit strategischer Tragweite. Um Risiken frühzeitig zu erkennen, muss Transparenz geschaffen, Zuständigkeiten geklärt und CVEs kontextbasiert bewertet werden. 

Sie möchten erfahren, wie Unternehmen diesen Herausforderungen konkret begegnen? Lesen Sie im nächsten Beitrag, wie ein globaler Automobilzulieferer Schwachstellen in 15 Werken zentral identifiziert und erfolgreich managt.